Gelbkreuz

Skulptur / 2 Zeichnungen, 2015 – 2017, Skulptur 80 x 93 x 32 cm, Zeichnungen je 30 x 21 cm

Sehr konkret – was eine der Ursachen der Flucht aus Syrien angeht – wird Markus Daum mit einem kreuzförmigen Objekt aus Draht und gelber Farbe. Es trägt den unverdächtig daherkommenden Bildtitel ›Gelbkreuz‹. Gelbkreuz aber ist die Bezeichnung für das Giftgas Lost, auch als Senfgas bekannt. Das Töten über die toxische Kontaminierung der Atemluft gilt seit gut 100 Jahren als genauso wirksame wie niederträchtige Maßnahme zur Menschenvernichtung in unzugänglichem Gebiet. Es ist eine militärische, besonders perfide Spielart der Brunnenvergiftung, nur dass sich dem keiner mehr entziehen kann, denn in vergifteter Luft geht gar nichts mehr. Die Auswirkungen der Gasangriffe sind so verheerend, dass solche Einsätze weltweit geächtet werden. Markus Daums Gelbkreuz thematisiert speziell den aktuellen Einsatz chemischer Waffen an der Peripherie Europas. In Syrien scheinen nahezu alle beteiligten Kriegsparteien solche einzusetzen. Mit künstlerisch-kritischem Auge bringt Markus Daum seit 2017/18 sein sonst isoliert gezeigtes Gelbkreuz in einen größeren, installativ-konzeptuellen Zusammenhang, der als Dokumentation der Chronologie syrischer Giftgasangriffe angelegt ist.

Herbert Köhler

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